12. SONNTAG im Jahreskreis

 

„Wer bin ich für euch?“, fragt Jesus. Was bedeute ich euch? Welche Rolle spiele ich in eurem Leben? Was erwartet ihr von mir? Kennt ihr mich wirklich? Bemüht ihr euch darum? Diese Frage stellt Jesus jedem von uns. Und so wie damals, zur Zeit Jesu, tun wir uns auch heute mit der Antwort vielleicht schwer, auch wenn wir uns als gläubig betrachten und am kirchlichen Leben teilnehmen. Das war früher so und das ist heute so.

In der Bibel gibt es viele Namen für Jesus, mit denen Christen versucht haben, seine Bedeutung für sie zu umschreiben. Vor seinem Tod wurde er Menschensohn, Sohn Davids, Prophet, Rabbi (Meister)... genannt. Nach seiner Auferstehung: Knecht Gottes, Christus (Gesalbter - Messias), der Herr (Kyrios), Sohn Gottes, das Wort Gottes, der Erlöser ... Diese Namen kennen wir, vielleicht schon von Kind auf. Aber was ist damit gemeint? Glaubensworte, die wir nicht verstehen, können schwer Ausdruck unseres Glaubens sein.

Was ein Mensch für mich bedeutet, kann ich meistens nicht auf Anhieb sagen. Ich muss ihn besser kennen lernen, seine Persönlichkeit, seine Vorstellungen und Ideen. Ich muss mit ihm vertraut werden, mich von ihm angesprochen fühlen. Er muss mein Herz berühren.

„Ich glaube an Jesus“ bedeutet deshalb: Er hat mir etwas zu sagen. Bei ihm finde ich Antworten auf meine Lebensfragen. Er zeigt mir einen Weg, den ich gehen will. Ich eigne mir seine Worte, seine Gedanken, ja sogar seine Verhaltensweisen an, weil ich überzeugt bin, dass mein Leben nur so gelingen kann, sinnvoll ist.

Und warum glaube ich das? Jesus ist für uns die „Tür zu Gott“. Viele Menschen glauben an einen Gott. Aber an welchen? Welche Vorstellungen haben sie von ihm und woher haben sie diese? Muss ich diesen Gott fürchten, Angst vor ihm haben, weil er mich bestraft, wenn ich mich nicht an seine Gebote halte? Der Gott von dem Jesus redet ist anders.

Er ist der unvorstellbar große Schöpfer von Himmel und Erde, der mich - kleinen Erdenwurm - mag und bei dem ich mich geborgen fühlen kann. So befreit Jesus mich von meinen tiefsten Lebensängsten, von einer Existenzangst. Ich kann deswegen mit einem inneren Frieden leben, voll Vertrauen, weil Gott es gut mir mir, mit uns, meint. Das ist der Gott von dem Jesus erzählt. Diese Botschaft von und über Gott ist befreiend. Macht Lust zu leben.

Jesus gibt mir so Orientierung für mein Leben. Er ist mir Lebenshilfe. Gegen alle möglichen Weltanschauungen und Lebensphilosophien hat Jesus deutlich gemacht: Unser menschliches Leben kann nur gelingen, wenn es auf Liebe gebaut ist. Das ist der einzige Weg, der die Menschen vor dem Untergang retten kann. Jesus ist da aber kein romantischer Schwärmer und Träumer. Ganz realistisch fügt er hinzu: Wenn du dich für diesen Lebensweg entscheidest, dann musst du - ja sogar täglich - mit vielen Kreuzen rechnen, mit vielen Widerständen, Enttäuschungen und Tiefen. Das musst du in Kauf nehmen. Aber nur so wirst du zu deiner letzten und endgültigen Lebenserfüllung finden. Wie weit das gehen kann, hat Jesus selbst vorgelebt. Trotzdem hat nicht das Kreuz, sondern Gott das letzte Wort gehabt.

Das ist die Bedeutung von Jesus für uns. Es geht um das Gelingen unseres Lebens, um den letzten Sinn unseres Lebens. Ich glaube an ihn, an seine Lebensweise, an seine Worte, an seine Versprechungen. Er gibt mir den letzten Halt in meinem Leben.

„Wer bin ich für euch, für dich?“, fragt Jesus. Vielleicht können wir ihm in dieser Glaubensfeier eine ganz ehrliche Antwort geben?

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